Schimmel in Wohnräumen

  • Schimmelpilze und Bakterien
  • Wirkung von Schimmelpilzen in Wohnräumen
  • Ursachen für Schimmelpilzbefall in Wohnräumen
  • Maßnahmen im Schadensfall
  • Schimmelprävention

Schimmel in Wohnräumen

Schimmelpilze und Bakterien gibt es nahezu überall in unserer Umgebung. Das ist auch gut so, denn ohne Schimmelpilze und Bakterien würden viele unserer Kreisläufe nicht funktionieren und das Leben so wie wir es kennen nicht möglich sein. Schimmelpilz in Wohnräumen ist jedoch seit jeher nicht erwünscht, was Zitate aus der Antike und der Bibel belegen. Erst im 19. Jahrhundert gab es erste wissenschaftliche Erkenntnisse durch Forscher wie Louis Pasteur oder Robert Koch, die dann auch Schritt für Schritt in die Bautechnik Einzug hielten.

Schimmelpilze und Bakterien

Der Begriff Schimmel ist historisch tief verwurzelt und bezeichnet sichtbare, oft verfärbte Flecken, die durch mikrobiellen Befall entstehen – insbesondere bei hoher Feuchtigkeit. Mit dem Fortschritt der Mikrobiologie wurde deutlich, dass es sich dabei um das Wachstum von Schimmelpilzen, Hefen und bestimmten Bakterien (z. B. Aktinobakterien) handelt. Diese Organismen treten häufig gemeinsam bei Feuchteschäden auf, wobei Schimmelpilze als Leitorganismen für Schimmelbefall gelten.

Schimmelbefall liegt vor, wenn Mikroorganismen auf oder in einem Material wachsen. Entscheidend für dieses Wachstum ist immer ausreichende Feuchtigkeit. Abzugrenzen ist der Befall von einer Kontamination – also einer bloßen Ansammlung von Sporen oder Mikroorganismen, z. B. durch Staub, ohne aktives Wachstum.

Typische befallene Materialien sind poröse, nährstoffreiche Stoffe wie Tapeten, Gipskarton, Spanplatten oder Polstermaterialien. Auch verdeckter Befall – etwa hinter Möbeln oder in Dämmschichten – ist häufig und kann zu Geruchsbildung und Gesundheitsbeschwerden führen. Sichtbarkeit ist kein verlässlicher Indikator: Ein kleiner sichtbarer Fleck kann harmloser sein als ein großflächiger, verdeckter Schaden.

Schimmelpilze bilden feine Zellfäden (Hyphen) und Sporen, die leicht über die Luft verbreitet werden. Diese Sporen sind natürlicher Bestandteil der Außen- und Innenluft, stellen aber in erhöhter Konzentration in Innenräumen ein hygienisches Problem dar. Besonders problematisch sind Arten wie Aspergillus versicolor oder Chaetomium, die gezielt auf Materialfeuchte hinweisen und als Feuchteindikatoren gelten.

Zur differenzierten Bewertung gehört daher stets eine Gegenüberstellung von Innen- und Außenluftproben sowie eine klare Trennung zwischen bloßer Belastung und echtem Schimmelbefall.

Wirkung von Schimmelpilzen in Wohnräumen

1.      Allergische Reaktionen

Der häufigste medizinisch relevante Effekt ist die Allergie. Als Auslöser gelten Sporen, Zellfragmente und Stoffwechselprodukte (z. B. Enzyme), als Symptome: Asthma, Rhinitis, Hautreaktionen Besonders betroffen: Menschen mit allergischer Disposition oder Vorerkrankungen. Bestimmte Schimmelarten (z. B. Aspergillus fumigatus, Cladosporium herbarum) sind als starke Allergene bekannt.

2.      Reiz- und toxische Wirkungen

Neben Allergien kann Schimmel auch reizend oder toxisch wirken:

MVOC (mikrobielle flüchtige organische Verbindungen) Verursachen Geruchsbelästigung und können Schleimhäute reizen.

Mykotoxine sind Giftstoffe, die unter bestimmten Bedingungen (v. a. in der Landwirtschaft) von Pilzen produziert werden. Relevanz im Wohnraum ist umstritten, da Konzentrationen meist niedrig sind.

In feuchten Wohnungen reichen die Konzentrationen in der Regel nicht aus, um systemische Vergiftungen zu verursachen – dennoch können Symptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsprobleme auftreten.

3.      Infektionen

Schimmelpilze können in seltenen Fällen auch Infektionen verursachen – insbesondere bei Immungeschwächten Menschen (z. B. nach Organtransplantationen, bei HIV oder Chemotherapie), sowie bei Babys, Kleinkindern und Senioren.

Gefährlich sind z. B. invasive Infektionen mit Aspergillus fumigatus, die zur sog. Aspergillose führen können. Diese Fälle sind jedoch medizinisch selten und auf besondere Risikogruppen begrenzt.

4.      Fazit

"Schimmel macht krank – aber nicht jeden gleich."

Während viele Menschen lediglich unter unangenehmem Geruch oder leichtem Unwohlsein leiden, kann Schimmel für bestimmte Personengruppen ernsthafte Gesundheitsrisiken darstellen.

Der neue UBA-Schimmel-Leitfaden mahnt zur Vorsicht – nicht zur Panik. Die konsequente Ursachenbehebung und sachgerechte Sanierung stehen im Vordergrund, nicht allein der Nachweis einzelner Mikroorganismen. 

Ursachen für Schimmelpilzbefall in Wohnräumen

Feuchtigkeit ist die Hauptursache für Schimmel. Doch woher kommt die Feuchtigkeit – und warum ist sie in vielen Gebäuden so schwer dauerhaft in den Griff zu bekommen?

Kapitel 3 des UBA-Schimmelleitfadens beschreibt umfassend die baulichen, nutzungsbedingten und klimatischen Faktoren, die zur Schimmelbildung führen. Es wird klar: Schimmel ist fast immer die Folge eines Zusammenspiels mehrerer Ursachen.

1. Bauliche Ursachen

Ein erheblicher Teil aller Schimmelschäden entsteht durch bautechnische Mängel:

Unzureichende Wärmedämmung

→ Kalte Oberflächen begünstigen Tauwasserbildung.

Wärmebrücken

→ Lokale Kältepunkte in der Gebäudehülle (z. B. an Betonauskragungen, Fensteranschlüssen).

Baufeuchte und Undichtigkeiten

→ Frisch eingebrachte Feuchte aus Estrich oder Putz, aber auch Leckagen oder aufsteigende Feuchte.

Falsch ausgeführte Abdichtungen oder Innendämmungen

→ Besonders problematisch bei energetischer Sanierung ohne Feuchtemanagement.

2. Nutzungsbedingte Ursachen

Auch das Nutzerverhalten kann Schimmel fördern:

Unzureichendes Lüften

→ Besonders in dichten Gebäuden mit neuen Fenstern (fehlender Luftaustausch).

Erhöhte Feuchteproduktion im Alltag

→ Kochen, Duschen, Wäschetrocknen, Zimmerpflanzen, Aquarien etc.

Unsachgemäßes Heizen

→ Unterkühlte Räume lassen Feuchtigkeit kondensieren.

Typischer Fehler: Nur das Wohnzimmer wird beheizt, andere Räume bleiben kühl – dort kondensiert die Feuchtigkeit aus der warmen Luft.

3. Kombinierte Probleme durch Sanierungsfehler

Bei energetischen Sanierungen wird häufig der Feuchteschutz vernachlässigt: 

Einbau dichter Fenster bei mangelhafter Dämmung

→ Die Gebäudehülle ist zwar luftdicht, aber nicht diffusionsoffen.

Innendämmung ohne Feuchteführung

→ Kondensatbildung an der Grenzschicht zum Bestandsmauerwerk.

Eine Sanierung muss ganzheitlich gedacht werden – nicht nur energie-, sondern auch feuchtetechnisch.

4. Schadensanalyse ist Pflicht

Für eine erfolgreiche Sanierung muss die genaue Ursache des Feuchteeintrags ermittelt werden, hierzu kommen unter anderem folgende Prüfmethoden zur Anwendung

  • Feuchtemessungen
  • Bauteilöffnungen
  • Thermografie
  • Langzeitklimamessungen
  • Blower-Door-Tests

Nur so lässt sich vermeiden, dass Sanierungsmaßnahmen ins Leere laufen oder die Ursache übersehen wird.

5.   Fazit

"Wer nur den Schimmel entfernt, bekämpft nicht das Problem – sondern nur das Symptom."

Ob Neubau, Altbau oder nach einer Sanierung – Schimmel ist immer ein Feuchteproblem. Deshalb sind bauliche, nutzungsbedingte und klimatische Einflussfaktoren gemeinsam zu analysieren, bevor saniert wird.

Wichtig ist im Fall eines Schimmelschadens im Wohnbereich einen erfahrenen Fachmann*in mit Kenntnissen in Mikrobiologie und Bauphysik zu engagieren, der Ursachen analysiert und geeignete Maßnahmen vorschlägt und ergreift. 

Maßnahmen im Schadensfall

Wenn ein Schimmelbefall festgestellt wurde, stellt sich schnell die Frage:

Wie groß ist der Schaden, wer muss handeln – und wie?

Kapitel 6 des UBA-Schimmel-Leitfadens beschreibt systematisch die Sanierungsschritte, Zuständigkeiten, Nutzungsklassen und die wichtigsten technischen Maßnahmen, gegliedert nach Befallsumfang und Gesundheitsrelevanz.

1.   Drei Nutzungsklassen zur differenzierten Bewertung Dazu werden Räume in Nutzungsklassen eingeteilt, die den Umgang mit Schimmelschäden je nach Art des Raums regeln:

Nutzungsklasse Raumtyp Bedeutung für Sanierung
I Hochsensible Räume (z. B. OP, Intensivstation) Höchste Anforderungen (nicht durch Leitfaden abgedeckt)
II Wohnräume, Büros, Schulen, Kitas etc. Standard-Anforderungen für Bewertung & Sanierung
III Wenig genutzte Räume (z. B. Keller, Lagerräume) Vereinfachte Maßnahmen möglich

Sanierungsempfehlungen richten sich standardmäßig nach Nutzungsklasse II.

2.   Sanierung bei kleinem Schimmelbefall

Kleinbefall = ≤ 0,5 m², nur oberflächlich, kein gesundheitlich sensibles Umfeld 

Maßnahmen durch Nutzer möglich, z. B.:

  • Abwischen glatter Oberflächen mit alkoholhaltigen Reinigern
  • Entfernung schimmeliger Silikonfugen (z. B. im Bad)
  • Trocknung und konsequente Belüftung

Achtung: Keine Biozide verwenden! Sie sind in der Regel nicht notwendig und gesundheitlich problematisch.

3.      Sanierung durch Fachfirmen (größerer oder tiefergehender Befall)

Voraussetzung: Ermittlung und Behebung der Feuchteursache ist zwingend notwendig.

 Typische Maßnahmen:

  • Entfernen befallener Materialien (z. B. Putz, Dämmstoffe, Holzwerkstoffe)
  • Einsatz von Luftreinigern mit HEPA-Filtern
  • Abschottung der Arbeitsbereiche (Unterdruck, Staubschutzwände)
  • Reinigung (trocken/feucht), ggf. Desinfektion bei mikrobieller Belastung

Schrittweise Vorgehensweise:

1. Sofortmaßnahmen (z. B. Rückbau, Schränke entfernen, Trocknung)

2. Schadensbewertung & Materialuntersuchung

3. Rückbau / Entfernung

4. Reinigung & Kontrolle

5. Bauliche Rekonstruktion 

4.      Sanierungserfolg prüfen

Nach Abschluss:

  • Sichtprüfung auf Rückstände
  • Geruchsbewertung
  • ggf. Luft- oder Materialanalytik
  • Keine neuen Feuchtequellen zulassen 

Sanierung gilt nur dann als abgeschlossen, wenn auch der Ursachenzusammenhang nachhaltig unterbunden wurde.

5.      Einsatz von Bioziden – mit Vorsicht!

Biozide sind nur in Ausnahmefällen sinnvoll (z. B. bei Befall durch pathogene Mikroorganismen).

In Wohnräumen und Schulen nicht empfohlen, da ihre Wirkung auf porösen Materialien begrenzt ist und sie toxikologisch bedenklich sein können. 

6.      Arbeitsschutz und Hygiene

Bei umfangreichem Rückbau gelten besondere Anforderungen:

  • PSA: Atemschutzmaske (FFP2/FFP3), Schutzanzug, Handschuhe
  • Einhausungen mit Unterdruckhaltung
  • Schutz benachbarter Räume und Nutzer

Die Verantwortung für die Umsetzung liegt bei der Fachfirma – dennoch ist eine baubegleitende Überwachung durch Sachverständige zumindest bei größeren Schäden meist sinnvoll.

7.      Fazit 

„Erst Ursache beheben, dann sanieren – und nie umgekehrt!“

Ein nachhaltiger Sanierungserfolg setzt voraus, dass sowohl der technische Zustand als auch die Nutzung des Gebäudes berücksichtigt werden.

Der UBA-Leitfaden bietet ein praxisnahes, differenziertes Werkzeug zur professionellen Bewertung und Umsetzung von Schimmelbeseitigungen.

Schimmelprävention

Schimmel entsteht nicht von selbst – sondern wenn Feuchtigkeit dauerhaft nicht abtrocknet kann.

Kapitel 4 des UBA-Leitfadens beschreibt, wie Schimmel durch bauliche, lüftungstechnische und nutzungsbedingte Maßnahmen dauerhaft vermieden werden kann.

1.  Vorbeugende bauliche Maßnahmen

Die wichtigsten bautechnischen Präventionsansätze: 

  • Vermeidung von Baufeuchte → Materialien müssen ausreichend austrocknen, bevor Folgegewerke starten.
  • Feuchtigkeitsunempfindliche Baustoffe verwenden → z. B. kapillaraktive Innendämmung statt dampfsperrende Systeme ohne Rücktrocknungspotenzial. (Separate Betrachtung vor Einbau zwingend erforderlich)
  • Wärmebrücken reduzieren → Planung und Ausführung wärmetechnisch optimieren (z. B. durch durchgehende Dämmebenen).
  • Räume kontrollieren und warten → Besonders gefährdete Bereiche wie Bäder, Keller oder unbeheizte Nebenräume regelmäßig überprüfen.

2. Richtiges Lüften – zentrale Präventionsmaßnahme

Feuchtigkeit, die nicht abgeführt wird, kondensiert – und genau dort beginnt das Problem.

Empfehlungen zum Lüftungsverhalten:

  • Mehrmals täglich Stoßlüften (mind. 5–10 Minuten) – besonders nach dem Duschen, Kochen, Schlafen
  • Feuchte- und Temperaturkontrolle im Raum
  • Keine Dauerbelüftung durch gekippte Fenster – sie bringt kaum Luftaustausch, kühlt aber Bauteile aus

Räume mit höherer Feuchteproduktion (Bäder, Küchen, Schlafzimmer) brauchen gezielte Lüftungskonzepte – besonders in modernen, dichten Gebäuden. 

3.  Technische Lüftung – sinnvoll, aber nicht immer zwingend erforderlich

In vielen Neubauten ist die natürliche Lüftung nicht mehr ausreichend – daher empfiehlt der Leitfaden verschiedene mechanische Lösungen:

Lüftungsart Vorteile Hinweise
Freie Lüftung (Fensterlüftung) Günstig, einfach Nutzerverhalten ist entscheidend
Einzelraumlüfter mit Feuchtesensor Automatisiert, einfach nachrüstbar Wartung beachten
Zentrale Lüftung mit Wärmerückgewinnung Effizient, energiearm, planbar Nur bei guter Planung zuverlässig
Erdwärmetauscher & Sonderlösungen Kombination mit Heiz-/Kühlfunktion möglich Hygienische Wartung erforderlich

Wichtig: Lüftungstechnische Anlagen müssen regelmäßig gewartet und kontrolliert werden, sonst drohen Feuchteschäden im System selbst.

4.  Richtiges Heizen

  •  Räume sollten gleichmäßig beheizt werden – kalte Räume ziehen Feuchtigkeit an.
  • Mindesttemperatur: ca. 18–20 °C, bei Bad oder Schlafzimmer ggf. angepasst.
  • Temperaturabsenkung über Nacht oder bei Abwesenheit nur maßvoll, um Tauwasserbildung zu vermeiden.

5. Sanierungsbegleitende Prävention

Insbesondere bei energetischer Sanierung oder Umbauten gilt:

  • Lüftungskonzept nach DIN 1946-6 prüfen bzw. erstellen
  • Innendämmung nur mit Feuchtemanagementsystem einsetzen
  • Vermeidung sekundärer Feuchteeinträge durch unkontrollierte Luftströmungen (z. B. durch Steckdosen in Außenwänden)

 

6.  Fazit

„Vorbeugen ist günstiger, nachhaltiger und gesünder als sanieren.“

Schimmelschutz beginnt nicht erst beim sichtbaren Fleck, sondern bei der trockenen Planung: gute Bautechniken, richtiges Nutzerverhalten, ausreichend Lüftung – und bewährte Systeme zur Feuchtekontrolle.