Fassadenfarben im Vergleich: Welche ist die richtige für Dein Haus?

  • Silikatfarben
  • Casulfarben
  • Dispersionsfarben & Silikonharzfarben
  • Bionische Farben

 

Fassadenfarben im Vergleich

Du willst Deine Fassade renovieren lassen, und stehts nun vor der Frage, welcher Anstrichstoff ist der richtige für mein Haus und meine Fassade. Es gibt verschiedene Arten von Fassadenfarben und jede für sich hat ihre charakteristischen Eigenschaften, welche sie für manche Einsatzzwecke besser, für andere dagegen eventuell schlechter geeignet machen. Ich möchte Dir heute dazu eine kleine Hilfestellung geben:

 

 

                          

 

Silikatfarben (z.B. Keim Purkristallat, Sto Solical)

Silikatfarben sind hochwertige, mineralische Anstrichstoffe auf Basis des Bindemittels Kaliwasserglas. Manche von Euch kennen Kaliwasserglas noch als klare, schleimige Flüssigkeit, die mit der Zeit „kristallisiert“ und in die man früher Eier eingelegt hat, damit sie länger haltbar bleiben. Farben auf Basis von Kaliwasserglas verbinden sich mit mineralischen Untergründen wie z.B. Stein, mineralischen Außenputzen und Beton durch eine Reaktion, welche „Verkieselung“ genannt wird zu einer dauerhaft festen Verbindung. Auf nicht mineralischen Untergründen halten Sie dagegen schlecht bis gar nicht und sollten daher für diese auch nicht verwendet werden.  Silikatfarben sind sehr Farbtonstabil und diffusionsoffen, das heißt, sie lassen Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf sehr gut durch den Anstrich hindurch wandern (diffundieren). Bei Beaufschlagung mit flüssigem Wasser, z.B. Regen, werden sie dunkler und kehren durch Trocknung wieder zum ursprünglichen Farbton zurück. Mittlerweile gibt es verschiedene Varianten von Silikatfarben. Die älteste und ursprünglichste ist dabei die Reinsilikatfarbe. Diese wird aus dem Bindemittel Kaliwasserglas und Pigmenten kurz vor der Verwendung gemischt (eingesumpft) und muss dann relativ schnell verarbeitet werden. Diese Art von Silikatfarben finden wir hauptsächlich auf historischen Gebäuden wie Schlösser und Kirchen, sie sind absolut frei von Kunststoffen, Lösemitteln, Weichmachern und Konservierungsstoffen. Dispersionssilikatfarben sind die mittlerweile gängigste Variante. Sie haben bis zu 5% Dispersionsanteil (Kunststoff) im Bindemittel. Daher können sie auch verarbeitungsfertig im Eimer geliefert werden und müssen nicht ein bis zwei Tage vor der Verarbeitung eingesumpft werden. Die neueste Variante, sie Sol-Silikatfarben sind ebenfalls Dispersionssilikatfarben, deren silikatischer Bindemittelanteil eine Mischung aus Kieselsol und Kaliwasserglas ist. Dadurch werden diese Materialien etwas flexibler und haften besser auch auf nicht rein mineralischen Untergründen. Alle Silikatfarben sind alkalisch, also wie eine Lauge, und wirken so ohne fungizide Zusatzstoffe sehr gegen Bakterien, Schimmel, sowie Algen und Flechten.

 

Casulfarben (Casulan Fassadenfarbe)

Casul ist eine zufällig entdeckte, künstlich hergestellte mineralische Substanz, die als Bindemittel in Farben und Baustoffen eingesetzt wird. Der Name Casul setzt sich aus den Hauptbestandteilen Calcium und Sulfat zusammen. Das Bindemittel hat bereits einen sehr hohen Weißgrad, und haftet bei fachgerechter Untergrundvorbereitung sehr gut auf allen Untergründen. Aufgrund der langanhaltenden, materialeigenen Alkalität (wie eine Lauge) wirken Casulfarben ohne chemische Biozide hervorragend und lange gegen Bakterien, Algen und (Schimmel-) Pilze. Da Casulfarben komplett schadstofffrei sind und ohne synthetische Weichmacher auskommen sind sie sehr umweltfreundlich und gut für Allergiker geeignet. Casulfarben sind sehr widerstandsfähig gegen Witterungsreinflüsse und UV-Strahlung. Je nach verwendetem Pigment ergeben sich sehr farbtonstabile Anstriche, die den ursprünglichen Farbton auch – in Abhängigkeit des ausgesuchten Farbtons - über Jahre hinweg halten. Durch die hohe Wasserdampfdiffusionsfähigkeit (Atmungsaktivität) ermöglichen Casulfarben eine natürliche Feuchtigkeitsregulierung. Zudem sind sie aufgrund der rein mineralischen Bestandteile voll recycelbar und stellen daher eine sehr nachhaltige Möglichkeit für Deinen Fassadenanstrich dar.

 

Dispersionsfarben & Silikonharzfarben (Caparol Muresko, Caparol Thermosan, Sto SilcoG, StoCryl 100)

Dispersionsfarben sind Farben auf Basis verschiedener, kleiner Kunststoffteilchen, welche in Wasser feinst verteilt (Dispers) sind. Verdunstet das Wasser bei der Trocknung berühren sich die Kunststoffteilchen und verschmelzen zu einem feinen, geschlossenen Anstrichfilm. Diese Reaktion wird „kalter Fluss“ genannt und benötigt eine Mindesttemperatur von +5°C. Dispersionsfarben haften mit entsprechender, fachgerechter Untergrundvorbereitung auf nahezu allen Untergründen. Sie sind gut bis sehr gut lichtbeständig und stellen so eine in der Grundform günstige Alternative für Fassadenanstriche dar. Um mikrobiellen Befall (Algen, Flechten, Pilze, Schimmel und Bakterien) möglichst lange zu verzögern werden Dispersionsfarben mit chemischen Bioziden (Giften gegen Algen, Schimmel etc.) ausgestattet. Diese sind im Anstrichfilm verkapselt und lösen sich bei Feuchtekontakt langsam aus, werden dann von den Mikroorganismen aufgenommen, die dadurch abgetötet werden. Eine übermäßige Belastung von umliegendem Erdreich durch Auswaschen bei starkem Regen konnte bei guten Produkten nicht festgestellt werden. Je nach dem, welche Kunststoffe im Bindemittel verwendet werden, können verschiedene Eigenschaften beeinflusst und gesteuert werden. So sind Farben auf Basis von Acrylaten z.B. sehr gut dicht gegen flüssiges Wasser, lassen aber Wasserdampf aufgrund seiner geringeren Molekülgröße sehr gut durch den Anstrichfilm diffundieren. Gleichzeitig sperren Acrylat-Dispersionsfarben die größeren Kohlendioxidmoleküle ab und verlängern so z.B. die Lebensdauer von Betonbauteilen. Wird dem Bindemittel Silikonharz beigemischt, dann nennt man das Produkt „Silikonharzfarbe“. Silikonharzfarben verbinden die guten Eigenschaften von Silikat- und Dispersionsfarben. Sie sind sehr gut Wetter- und UV-Beständig und halten viele Jahre ohne Qualitätsverlust. Silikonharzfarben sind je nach Silikonanteil gut bis sehr gut schmutzabweisend und dicht gegen flüssiges Wasser. Gleichzeitig sind sie sehr diffusionsoffen und lassen Wasserdampf durch den Anstrich hindurch. Gute Silikonharzfarben haben bis zu 50% Silkonharzanteil im Bindemittel, was sich natürlich auch im Preis widerspiegelt. Je höher der Silikonharzanteil der Farbe ist, desto besser perlt Wasser an der Oberfläche ab. Dadurch trocknet die Oberfläche schneller ab, was Mikroorganismen eine wichtige Lebensgrundlage entzieht und so die Gefahr für Algen- und Pilzwachstum an der Oberfläche minimiert. Mit einer zusätzlichen fungiziden Ausstattung ergeben Silikonharzfarben in Abhängigkeit des Besiedelungsdrucks sehr lange haltbare Oberflächen für Deine Fassade.

 

 

 Bionische Farben (Lotusan, Dryonic)

Bionische Farben sind wissenschaftlich entwickelte, dem Vorbild der Natur nachempfundene Farben, die so bestimmte in der Natur vorkommende Eigenschaften bekommen. Eine der bekanntesten, bionischen Farben sind Farben mit dem sogenannten „Lotus-Effekt“, einem Effekt, der bei Blumenblättern und besonders stark bei Blättern der Lotusblume beobachtet wird. Wasser perlt an Lotusblättern perfekt ab und wird so ohne größeren Verlust über den Blumenstil direkt an die Wurzel der Lotusblume geleitet. Übertragen auf Farben heißt das, dass Wasser an der Oberfläche des Anstrichs sehr gut und schnell abperlt. Dadurch trocknet die Oberfläche besonders schnell ab und vermindert so das Risiko von mikrobiellem Befall. Zusätzlich schwemmt das abperlende Wasser Staub- und Schmutzpartikel mit ab, so dass die Oberfläche länger sauber bleibt und so auch der Nährboden für mikrobiellen Befall fehlt. Ansonsten haben Lotus-Farben dieselben, guten Eigenschaften wie Silikonharzfarben. Sie stellen eine Verbesserung und Weiterentwicklung von Silikonharzfarben dar. Eine weitere Variante stellen Bionische Farben mit an die Umgebungsbedingungen angepassten Trocknungseigenschaften dar. Diese Art von Anstrichen merkt, ob viel Wasser wie z.B. bei Regen oder wenig Wasser wie z.B. bei Tauwasserausfall auf hoch gedämmten Fassaden anfällt und reguliert darauf abgestimmt die Eigenschaften des Anstrichfilms. Bei wenig Wasser (z.B. Tauwasserausfall am Morgen von Frühlings- oder Herbsttagen) wird die Oberfläche ähnlich einem Schwamm, saugt die Feuchtigkeit auf und leitet Sie z.B. an den darunterliegenden Putz weiter. Die Oberfläche ist sofort trocken und bildet keine Grundlagen für mikrobielles Wachstum. Kommt im Tagesverlauf die Sonne heraus, trocknet die tiefer im Film eingelagerte Feuchtigkeit wieder gut aus. Bei viel Wasser während eines Regens wir die Oberfläche dagegen wie ein Lotusblatt und das Wasser perlt wie oben beschrieben ab und läuft an der Fassade herunter. Solche Farben eignen sich hervorragend für die Beschichtung von hoch gedämmten Fassadenflächen und bieten mit zusätzlicher fungizider Ausstattung für hoch gedämmte Gebäude den längst möglichen Schutz vor mikrobiellem Befall.  

Welche Farbart für Dein Gebäude an Deinem Standort und mit den dadurch nur für Dich und Dein Gebäude geltenden Randbedingungen die Beste Wahl ist oder den besten Kompromiss aus Leistung und Budget darstellt, erläutern wir Dir gerne im Rahmen eines persönlichen Gesprächs beim Vor-Ort-Termin mit dem Chef.  

Photo by STO